Château Mouton-Rothschild gilt als das meistbeschriebene Weingut des Bordelais. Der englische Finanzier Nathaniel de Rotschild hatte das im Jahr 1725 gegründete Haus Brane-Mouton 1853 aus dem Besitz des Bankiers Isaac Thuriet erworben. Das Weingut trat im 19. Jahrhundert wenig in Erscheinung, auch wenn es bereits zu dieser Zeit einige prachtvolle Jahrgänge zu vermelden hatte.
Den Startschuss für die eigentliche Blütezeit gab jedoch erst Baron Philippe de Rothschild. 1922 übernahm der Zwanzigjährige mit ungeheurer Energie und großem Weitblick die Leitung des Hauses. Seine Errungenschaften gelten als visionär: Als Erster führte er 1924 die konsequente Erzeugerabfüllung für klassifizierte Gewächse ein – ein revolutionäres Novum zu dieser Zeit, als der größte Teil aller Bordeaux in Barriques ins Ausland versandt und vor Ort von renommierten Handelshäusern abgefüllt wurde.
Durch seinen lebenslangen, unermüdlichen Einsatz gelang es ihm, dass Mouton-Rothschild – bei der Klassifizierung von 1855 als Deuxième Crus eingestuft – im Jahr 1973 in den Rang der Premiers Crus erhoben wurde. Mit seinem Zweitwein Mouton-Cadet entwickelte er den über lange Zeit meistverkauften Markenwein Bordeaux und ließ den oberen Teil der Grand-Vin-Etiketten in jedem Jahr von einem anderen renommierten Maler oder Bildhauer gestalten.
Die Anekdoten, die sich um ihn und seinen Lebensstil ranken, sind bald ebenso legendär wie seine Weine. Nach seinem Tod, 1988, war Tochter Philippine für die Geschicke des Hauses verantwortlich, gefolgt von ihrem Sohn, Baron Philippe Sereys de Rothschild und seinen Geschwistern, die 2014 die Leitung übernahmen.
Die Ländereien und das eher bescheiden wirkende Gutsgebäude des Châteaus befinden sich in der Appellation Pauillac am linken Ufer der Gironde, rund 40 Kilometer nordwestlich von Bordeaux. Die Weinberge erstrecken sich über eine Fläche von 90 Hektar auf einem schmalen Streifen in der Nähe der Gironde, die für ausreichend Feuchtigkeit und ausgeglichene Temperaturen sorgt. Auch der nahe Atlantik trägt durch seine kühlen Westwinde dazu bei, dass es hier nicht ganz so heiß ist wie im Landesinneren. Damit werden allzu breite Fruchtaromen vermieden und Frische und Eleganz in den Weinen erhalten.
Die kargen, tiefgründigen Böden bestehen in erster Linie aus Kies, vermischt mit Sand über einem lehmig-kalkhaltigen Untergrund. Die Reben müssen tief wurzeln, um an Nährstoffe zu gelangen. Dieser natürliche Stress trägt zur Förderung der Geschmacksvielfalt und Intensität bei. Der Rebsortenspiegel umfasst
Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und etwas
Petit Verdot.