Heute liegt das Weingut inmitten der Bordelaiser Vorstadt Pessac, umrahmt von Häuserblocks, Straßen und Bahnlinien und umgeben von eigenen Weinbergen. Seine Rebflächen gingen im Jahr 1525 als Mitgift der Bürgermeistertochter von Libourne mit Jean de Pontac in dessen Besitz über – damals noch außerhalb des Stadtgebietes gelegen.
Edle Rotweine von Haut-Brion wurden im Laufe der Jahrhunderte an den Tafeln französischer Könige serviert, doch es waren vor allem britische und später amerikanische Weinliebhaber, die den sogenannten „Ho-Bryans“ zu einer weltweiten Reputation verhalfen. Im Jahr 1855 wurde Château Haut-Brion als einzigem Weingut außerhalb der Appellation Médoc anlässlich der Weltausstellung in Paris der Rang eines Premier Grand Cru Classé verliehen.
Grund für die stets überragende Qualität war neben der außergewöhnlichen Präzisionsarbeit innovatives und vorausschauendes Denken der jeweiligen Gutsleiter: Haut-Brion war einer der Pioniere in Sachen lange Maischestandzeiten und setzte auf den Ausbau in neuen Eichenfässern.
Ebenso bedeutend war im 18. Jahrhundert die Entdeckung des Potenzials der damals noch recht unbekannten Rebsorte
Cabernet Sauvignon. Sie findet auf den Kiesböden von Pessac beste Wachstumsbedingungen und lässt Weine von großer Intensität und bemerkenswerter Langlebigkeit entstehen. In den 1960er-Jahren war Château Haut-Brion zudem der erste Bordelaiser Betrieb, der
Gärtanks aus Edelstahl zum Einsatz brachte und Wert auf Selektion und Vermehrung der besten Rebstöcke legte.
Nach der französischen Revolution hatte das Weingut mehrfach seinen Besitzer wechseln müssen, bis es 1935 von Clarence Dillon, einem New Yorker Finanzmanager, erworben wurde und damit in ruhigeres Fahrwasser geriet. Noch heute befindet es sich im Eigentum der Familie und wird seit 2008 von Prinz Robert von Luxemburg, dem Enkel Dillons, geleitet. Der weltweit angesehene Önologe Jean Delmas war über 40 Jahre als Technischer Direktor auf Haut-Brion zuständig für die Rebzeilen und den Ausbau der Weine. Ihm sind innovative Errungenschaften wie die Vergärung im Edelstahltank zu verdanken. Im Jahr 2004 übergab er den Staffelstab an seinen Sohn Jean-Philippe.