Im Jahr 1899 erfüllt sich der Gastronom Heinrich Spreitzer seinen Lebenstraum: Er kauft mit seinen Ersparnissen ein eigenes Weingut in
Oestrich am Rhein. Das ist im engeren Sinne die eigentliche Geburtsstunde des
Familienguts, auch wenn sich die Wurzeln bis 1641 zurückverfolgen lassen, was heute offiziell als Gründungsjahr gilt.
Sohn Josef führt 1929 den väterlichen Betrieb mit einem anderen Weingut zusammen, bei dem er zuvor als Gutsverwalter tätig war. In der dritten Generation verfolgt der heutige Senior Bernhard Spreitzer den weiteren Ausbau der Aktivitäten und macht das Gut auch international bekannt. 1997 übernehmen schließlich dessen Söhne Andreas und Bernd gemeinschaftlich die Leitung.
Mit einer Nutzfläche von 24 Hektar und einer Jahresproduktion von 170.000 Flaschen zählt der Betrieb heute zu den kleineren bis mittleren deutschen Weingütern. Das soll auch so bleiben, denn für die Brüder Spreitzer geht
Qualitätssicherung vor Expansion. Wachstum ist für sie daher auf den Erwerb von Spitzenlagen begrenzt: Dementsprechend machen „große Lagen“ nach VDP-Klassifikation die Mehrzahl ihrer Anbauflächen aus. Diese sind fast ausschließlich mit
Riesling bestockt, nur ein kleiner Teil wird für
Spätburgunder genutzt.
Qualität bedeutet für die Brüder auch, auf Experimente zu verzichten und nicht kurzfristigen Trends zu folgen. Ihr eigener Anspruch ist es, konstant gute Weine zu kreieren, die „leichtfüßig, unkompliziert und verständlich“ sind (Andreas Spreitzer). Gemäß ihrem Motto: Das Leichte ist immer das Schwerste.
Dafür setzen sie auf intensive Begrünung der Flächen, handverlesene Trauben und konsequente Ertragsreduktion. Die Charakteristik der Weine wird aber vor allem durch den
späten Erntezeitpunkt geprägt. Traditionell gehört das Gut zu den am spätesten lesenden Betrieben im
Rheingau. Ausgebaut werden die Weine dann überwiegend in Holzfässern, die sich im 250 Jahre alten Gewölbekeller der Familie befinden.
Die Ergebnisse, also die fertigen Weine, erhalten regelmäßig
hohe Wertungen in den gängigen Weinguides von Eichelmann bis Gault&Millau. Vor allem große Gewächse wie der Rosengarten-Riesling, den die Spreitzer-Brüder als „Flaggschiff“ ihres Sortiments bezeichnen, erzielen Bestnoten. Ebenso die Spätlese „303“ aus dem
Oestricher Lenchen, deren ungewöhnlicher Name vom Mostgewicht der 1920er Trockenbeerenauslese abgeleitet wurde. Auch das Weingut selbst wird überall mit vier Sternen/Trauben oder mehr beurteilt und darf sich somit zur Oberklasse im deutschen Weinbau zählen.