Die toskanische
Adelsfamilie Antinori spielt in der Weinwelt seit über 600 Jahren eine
bedeutende Rolle. Nicht nur einmal haben sie ebendiese revolutioniert.
Grundstein für das Imperium legte Giovanni di Piero Antinori, Sohn einer Familie,
die im Seidenhandel und im Bankwesen aktiv war, als er 1385 der Zunft der
Winzer und Weinhändler beitrat. Im Laufe der
Jahrhunderte gewann das Unternehmen stetig an Größe: Seit 1506 ist ein
Renaissancepalast inmitten von Florenz Familiensitz. Zweihundert Jahre später
konnte man Antinori-Weine in Großbritannien und anderen europäischen Ländern
genießen. Seit dieser Zeit dürfen die Antinoris den Adelstitel Marchesi führen
und bauten ihre Ländereien immer weiter aus.
Wegweisende
Entscheidungen folgten im 19. Jahrhundert. Dazu zählten 1863 die Gründung der
Fattoria dei Marchesi Antinori, in der die vier hauseigenen Weingüter
zusammengefasst wurden und die 1928 erstmals in den Verkauf gelangte Villa
Antinori Chianti Classico Riserva: Den Stil eines lagerfähigen Chiantis, den Niccolò
Antinori zu verantworten hatte, kannte man bis dato in der Toskana nicht. Der
Erfolg des Weines führte dazu, dass sich der generelle Chianti-Stil in den
Folgejahren stark ändern sollte. Unter der Regie von Niccolò Antinori wurden zudem
erstmals Weißweine im nahen Umbrien erzeugt. 1940 kaufte und sanierte er das Castello
della Sella mit 200 Hektar Rebfläche, wo nach vielen Versuchen 1985 einer der
ersten erfolgreichen italienischen Weißweine mit malolaktischer Gärung und
Ausbau in Barriquefässern entstand.
Ein weiterer
Meilenstein in der Unternehmensgeschichte kam durch Giacomo Tachis ins Rollen. Gemeinsam
mit Piero Antinori rebellierte die Weinmacherlegende gegen das italienische
Weingesetz und beeinflusste damit den italienischen Weinbau wie kein anderer
zuvor. Er begann
französischen Cabernet Sauvignon anzubauen und diesen in
Assemblagen mit toskanischen Rebsorten zu vereinen, um die Qualität der Weine
zu steigern. So auch geschehen bei der mit Antinori verwandten Familie Incisa
della Rocchetta, die in Bolgheri wirtschafteten und ihn um Unterstützung baten.
Hier entstand 1968 sein Meisterwerk, der Sassicaia, der als der erste von
einigen weltberühmten Supertuscans aus Bordelaiser Rebsorten in die Geschichte
eingehen sollte.
Es folgte die für die Tenuta Tignanello entworfene
gleichnamige Cuvée aus
Sangiovese, Cabernet und
Merlot, die in Barriquefässern
lagerte und 1975 revolutionär als vermeintlich einfacher Vino da Tavola in den
Verkauf ging sowie später der Solaia (heute beides IGT). Unsagbare Erfolge, mit
denen niemand gerechnet hatte. Vor allem
in den USA wurden die Supertuscans verehrt
und schafften es, den italienischen Weinbau, der sich damals in einer großen
Qualitätskrise befand, aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Noch heute ist der
Solaia einer der begehrtesten, aber auch teuersten Gewächse Italiens. Mitterweile
vereint das Imperium von Marchesi Antinori
insgesamt 30 Weingüter und
Joint-Ventures in der Toskana und in aller Welt unter einem Dach. Es wird von
Marchese Piero Antinori geleitet, dessen drei Töchter Albiera, Allegra und
Alessia ihn in unterschiedlichen Unternehmensbereichen unterstützen.